#014 IAA Nutzfahrzeuge 2018

Im Oktober 2018 fand wieder einmal die Internationale Automobilausstellung (IAA) für Nutzfahrzeuge in Hannover statt. Der Fokus verschiebt sich zunehmend auf alternative Antriebsformen, mit welchen nun auch die deutschen Marktführer ihr Produktportfolio erweitern. Elektro-Vorreiter Solaris und Sileo stellten stattdessen auf der parallel stattfindenden Innotrans-Messe in Berlin ihre innovativen Fahrzeuglösungen vor. Dieser Artikel soll lediglich einen knappen Überblick über Neuerungen im Stadtbussegment bieten und hat natürlich keinen Vollständigkeitsanspruch.

Beim Kampf um die größten Marktanteile setzt der Münchner Bushersteller MAN auf das komplett neue Design "Smart Edge" der gesamten Busflotte, bei der zahlreiche Fehler des Vorgängermodells bereinigt wurden. Darüber hinaus halten neue Motorengenerationen im Sektor Gas- und Dieselantrieb Einzug, sowie natürlich der modulare Elektrobus MAN Lion's City E als wahrer "Publikumsmagnet" (Ausrede für fehlendes Bildmatieral). Der Elektro-Gelenkzug soll später über einen Antrieb an der zweiten und dritten Achse verfügen, was einen erheblichen Vorteil bei winterlichen Straßenverhältnissen bietet. Durch den E-Antrieb fällt darüber hinaus der "Motorturm" im Heck weg, was Raum für mehr Sitzplätze bietet. Auch mit kleineren Features, wie einer Start-Stopp-Automatik und indirekter Fahrgastraumbeleuchtung weiß MAN bei diesem Modell zu punkten. Hervorzuheben ist vor allem die für einen Stadtbus fast schon unverschämt schicken Front- und Heckbereiche, auf Wunsch auch in Voll-LED-Ausführung. Die Praxistauglichkeit der zahlreichen Glasflächen gilt es allerdings vorerst abzuwarten. Der Fahrerplatz erhält mit der neuen Baureihe eine erhöhte Position und erweiterte Verstellmöglichkeiten, ändert sich aber optisch nur geringfügig. Mit der Serienproduktion lässt MAN wegen notwendiger Qualitätsnachbesserungen vorerst noch auf sich warten.


Der Mannheimer Konkurrent EvoBus dagegen wirbt mit baldiger Serienreife seines neuen Elektro-Modells eCitaro 2. Am Dieselmodell des Citaro 2 dagegen gibt es abgesehen von einer neu gestalteten Kassettendecke im Fahrzeuginneren sowie kleinen Neuerungen, wie nachrüstbaren USB-Steckdosen für Fahrgäste, neuer Fußbodenvarianten und einer serienmäßigen LED-Innenbeleuchtung in angenehmem Warm-Weiß keine großartigen Veränderungen. Der Fahrgastraum wirkt nach wie vor sehr aufgeräumt und der Fahrerarbeitsplatz unverändert modern mit übersichtlicher Schalteranordnung.

Mit einer komplett neugestalteten Frontpartie kommt dagegen der eCitaro daher, um sich vom Dieselpendant gebührend abzugrenzen. Auch hier findet die geschwungene Formensprache erneut Anwendung, die heruntergezogene Glasfront wirkt einladend und freundlich. Teil der neuen Optik sind auch die im Gegensatz zu den beibehaltenen Heckleuchten unproportional kleinen Front-Beleuchtungseinheiten, Hauptscheinwerfer sogar serienmäßig in LED-Technik. Weiterhin im Heck zu finden ist der "Motorturm", welcher im Gegensatz zum Dieselbus aber mit Batterien gefüllt sein wird. Dies ermöglicht einen niedrigeren Schwerpunkt verbunden mit erhöhtem Fahrkomfort, da nicht alle Batterieelemente auf dem Dach platziert sind. Ein durchdachtes Thermo-Management mit von der Fahrgastzahl abhängiger Temperaturregulierung und der Möglichkeit zur Vorkonditionierung im Depot sorgt für eine höhere Reichweite infolge eingesparter Energiekosten der Nebenverbraucher.

Direkt daneben stellte Daimler den Citaro hybrid aus, welcher durch einen zusätzlichen Elektromotor ca. acht Prozent Diesel-Kraftstoffersparnis mit sich bringen soll. Das System lässt sich als Sonderausstattung in die meisten Modelle integrieren, sogar in die NGT-Fahrzeuge. Modernste Technik auch in puncto Sicherheit: der neue Preventive Break Assist (PBA) ist ab sofort für alle Mercedes-Stadtbusse erhältlich und leitet automatisch Teilbremsungen in Gefahrensituationen ein, um die Fahrgäste nicht durch eine Vollbremsung zu gefährden. Eine solche steht dem Fahrpersonal aber natürlich situativ weiterhin zur Verfügung. Gleichzeitig sorgt ein optionaler Radarsensor an der rechten Fahrzeugseite für einen Zugewinn an Sicherheit im Toten Winkel. Ein Leuchtmelder in der rechten A-Säule leuchtet im Fall eines registrierten Objektes im Bereich des Sensors zusätzlich zur Meldung im Zentraldisplay sowie einem akustischen Warnton. Zum Schluss ein kleines Detail am Rande: ab sofort sind alle Citaro-Modelle wieder mit einem langen "Design-Holm" im vorderen Dachbereich bestellbar, welcher mit dem ersten Facelift der neuen Citaro-Generation weggefallen war.


Für den Shuttleverkehr zwischen den Messehallen wurden unter anderem ein dieselbetriebener MAN der neue Generation, ein Citaro 2 hybrid von Mercedes-Benz und ein reiner Elektrobus der skandinavischen MAN-Tochter Scania eingesetzt. Bei diesem Fahrzeugtyp wurde statt einer hohen Reichweite auf die längere Haltbarkeit der Akkumulatoren Wert gelegt. Etwas versteckt im Außenbereich konnte man überraschenderweise trotzdem einen Solaris-Elektrobus - vermutlich den einzigen auf dem gesamten Gelände - entdecken. Das ausgestellte Modell stand für Testfahrten bereit und verfügte über ein komplett elektrisches Antriebskonzept des Herstellers Voith, welcher für gewöhnlich 4-Gang-Getriebe in konventionell angetriebenen Omnibussen produziert.


Auch der chinesische Busbauer BYD ("Build Your Dreams") war mit einem Elektrobus vor Ort, genauso wie ein weiterer skandinavischer Hersteller: Volvo mit seinem Electric Hybrid inklusive Pantograf als Schnelllademöglichkeit für Endstellen. Iveco überzeugte dagegen vor allem mit Biogas-Lösungen auf einer "Zero-Emission"-Ausstellungsfläche.

Autonomes Fahren war nach Daimlers Studie des "Future Bus" diesmal Thema bei Continental: mit dem kleinen selbstfahrenden Bus "Easy Mile" konnten IAA-Besucher sich selbst ein Bild vom technologischen Fortschritt eines fahrerlosen Busses machen, wenn auch vorerst noch in recht moderater Größe.


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